Mehrlingsgeburten haben sich verdoppelt
Die Rate der Mehrlingsgeburten hat sich in Deutschland in den letzten 30 Jahren verdoppelt. Doch die künstliche Befruchtung ist nur bedingt dafür verantwortlich und weniger als 16% der Zwillingseltern verdanken ihren Kindersegen dem Reagenzglas. Aber warum kommen immer mehr Kinderpaare zur Welt?
18 von 1000 Geburten sind heute eine Mehrlingsgeburt. Nach der HELLIN-Regel ist jedoch nur jede 85. Geburt eine Zwillingsgeburt, jede 85*85. Geburt bringt Drillinge ans Tageslicht. Um es genauer zu analysieren, müssen jedoch Ein- und Zweieiige Zwillinge unterschieden werden.
Eineiige Zwillinge entstehen, wenn sich eine bereits befruchtete Eizelle in zwei Embryonalanlagen teilt, Diese Laune der Natur kann auch eineiige Drei- oder gar Vierlinge hervorbringen, und alle tragen das gleiche genetische Material. 4 von 1000 Geburten in Deutschland sind eineiige Zwillinge und diese Rate ist seit langer Zeit konstant.
Mehreiige Zwillinge im Vormarsch
Nur mehreiige Geburten nehmen also rasant zu. Rein genetisch gesehen sind zweieiige Zwillinge einander nicht ähnlicher als Geschwister, sie teilen sich nur die Hälfte ihres Erbguts. Sie entstehen wenn die Mutter zwei Eisprünge hat und beide Eizellen von je einem Spermium befruchtet werden.
So kommen in rund jedem sechsten Fall einer künstlichen Befruchtung zweieiige Zwillinge zur Welt. Normalerweise entstehen dabei mehrere Embryonen, bis zu drei dürfen in Deutschland implantiert werden. Die Ärzte tendieren schon dazu, nur ein oder zwei Embryonen einzusetzen - allerdings sinkt dadurch auch die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft.
Oft entstehen Mehrlingsschwangerschaften nach Hormongaben zur Stimulierung des Eisprungs der Frau. Weit größer als bei der künstlichen Befruchtung ist hier das Problem der Schwangerschaften mit drei oder mehr Kindern. Um solche Hochrisiko-Schwangerschaften zu vermeiden, lassen sich viele Frauen nach Hormongaben regelmäßig per Ultraschall untersuchen. Wenn der Arzt sieht, dass z.B. vier Eizellen befruchtet werden könnten, rät er dem Paar, auf Geschlechtsverkehr zu verzichten.
Auch die hochentwickelten Medizin-Standards in Deutschland lassen die Mehrlingsrate steigen, denn die Anzahl von Totgeburten bei Mehrlingen konnte in den letzten 60 Jahren auf ein Sechstel reduziert werden.
Die Gene spielen auch eine Rolle: Zweieiige Zwillinge kommen familiär gehäuft vor. So hat die Schwester einer Zwillingsmutter etwa eine doppelt so große Chance Zwillinge zu bekommen als der Durchschnitt – und bei einer Geburtenrate in Deutschland von nur 1,36 Kindern pro Frau wird der Mehrlingstrend dadurch verstärkt.
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Ältere Mütter haben öfters Zwillinge
Doch es gibt weitere Gründe und so paradox es klingen mag: Je älter eine Frau ist, desto unwahrscheinlicher wird sie schwanger, aber desto wahrscheinlicher bekommt sie Zwillinge. Wir wissen heute, dass Frauen mit zunehmendem Alter öfter zwei oder drei Eisprünge gleichzeitig pro Zyklus haben. Ursache ist ein Follikelstimulierenden Hormons, das die Eizellreifung anregt, dass bei älteren Frauen in höherer Dosis vorkommt.
Auch das Gewicht und die Größe der Frau scheint einen Einfluss zu haben. Studien in den USA zeigten, dass Frauen mit einem BMI-Index größer 30 öfters Zwillinge bekommen. Damit folgt die Mehrlingsrate dem zunehmenden Größenwachstum der Menschen und auch dem Trend der Übergewichtigkeit.
Doch auch ein anderer Trend wird beobachtet: Demnach sind Frauen, die Zwillinge bekommen, im Durchschnitt gesünder als andere, sie leben länger, bekommen mehr Kinder als erwartet, diese in schnellerer Folge und über einen längeren Zeitraum hinweg.
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(Quelle Bild: privat)
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