Kinderärzte raten: Eltern sollten ihre Kinder dringend impfen lassen
Die Hoffnung auf ein Deutschland ohne Masern hat sich in diesem Jahr erneut zerschlagen. Die Zahl der Erkrankten stieg 2013 im Vergleich zum Vorjahr sehr deutlich an. Damit erlebte das Land die stärkste Krankheitswelle seit sieben Jahren.
Besonders schlimm ist das Bundesland Bayern betroffen. Knapp die Hälfte der Infektionen, also fast 800 von 1775, verbucht der Freistaat Bayern für sich. Mehr als 500 Masernfälle gab es in Berlin.
Als Hauptursachen der wieder zunehmenden Verbreitung gelten vor allem Impfmüdigkeit und Fehlinformation. Die steigenden Masern-Infektionszahlen in den vergangenen Jahren entsprechen - statistisch nachweisbar - den niedrigen Impfungsraten bei Kindern und Jugendlichen.
„Das liegt vor allem daran, dass viele Menschen sich und ihre Kinder nicht impfen lassen: Nur jedes dritte Kind wird rechtzeitig und ausreichend geimpft. Aus medizinischer Sicht ist das vollkommen unverständlich. Wie auch die Ständige Impfkommission, so empfehlen auch wir eine Masern-Impfung, am besten noch vor dem zweiten Lebensjahr“, so Christoph Daffner, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Lungenfacharzt und Allergologe, mit Praxisstandorten in Nürnberg und Fürth.
Höchst ansteckendes Virus
Masern ist eine Viruserkrankung, die zu den ansteckendsten Krankheiten zählt. „Die Viren werden durch Tröpfchen, also beim Husten, Niesen, Händeschütteln oder Sprechen übertragen. Fast jeder Kontakt einer nicht geimpften Person zu einem Masern-Patienten führt zu einer Ansteckung“, weiß Christoph Daffner. Nach einer Inkubationszeit von acht bis zehn Tagen, kommt es zu den typischen Symptomen: Erkältungsanzeichen wie Fieber, Schnupfen und Husten. Der charakteristische, stark juckende Hautausschlag tritt in der Regel drei bis sieben Tage später auf.
Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit
Hinzu kommt, dass die Erkrankung das Immunsystem schwächt, was bei 20 bis 30% der Betroffenen zu zusätzlichen Erkrankungen, wie zum Beispiel einer Mittelohr- oder Lungenentzündung, führt. In sehr seltenen Fällen können auch lebensgefährliche Komplikationen eintreten, wie eine Hirnhautentzündung oder die Spätkomplikation SSPE, eine Entzündung des gesamten Gehirns, die auch Jahre nach der Erkrankung noch auftreten kann.
„Kleinkinder weisen dabei ein höheres Risiko für Komplikationen auf“, weiß Dima Anani, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin mit Schwerpunkt Früh- und Neugeborenenmedizin, die zusammen mit Christoph Daffner in der Gemeinschaftspraxis praktiziert. „Wenn man all das bedenkt, wird deutlich, warum eine Impfung so wichtig ist“, so Christoph Daffner weiter.
Die Wahrscheinlichkeit nach einer Maserninfektion (oftmals erst nach Jahren) eine Gehirnentzündung (SSPE) zu bekommen liegt nach den jüngsten Erhebungen bei beachlichen 1 zu 10.000, und das entspricht auch etwa der Sterblichkeitsrate, denn eine SSPE ist nicht heilbar und endet stets tödlich.
Frühzeitiges Impfen der beste Schutz
„Für den vollen Schutz vor Masern sind zwei Impfungen notwendig, die nach Empfehlung der Ständigen Impfkommission noch vor dem zweiten Lebensjahr gegeben werden sollten. Sinnvoll ist hier gleich einen Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) zu nehmen“, rät Dima Anani. „Idealer Zeitpunkt für die erste Impfung ist ab dem 11. Lebensmonat.
Der optimale Zeitpunkt für die zweite Impfung ist zwischen dem 15. und dem 23. Lebensmonat, also vor vollendetem zweiten Lebensjahr des Kindes“, so die Kinderärztin. Sehr wichtig sei auch, dass die zweite Impfung nicht als ‚Auffrischung‘ verstanden werden dürfe – sie sei dringend nötig, um den vollen Impfschutz zu sichern. Viele Jugendliche und Erwachsene erkrankten derzeit an Masern, weil sie nicht geimpft wurden oder die zweite Impfung vernachlässigt wurde.
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„Nebenwirkungen überschaubar“
„Bei einer Impfung können natürlich auch Nebenwirkungen auftreten, wie beispielsweise eine Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle“, so Christoph Daffner. Kurzfristig sei es auch möglich, dass Symptome, wie erhöhte Temperatur, Mattigkeit, Frösteln oder auch Magen-Darm-Beschwerden auftreten. In sehr seltenen Fällen kann es auch zu allergischen Reaktionen oder „Impf-Masern“, eine deutlich abgeschwächtere Form der Masern, die nicht ansteckend sind, kommen.
„Im Vergleich zu den Symptomen und möglichen Begleiterkrankungen der eigentlichen Masern-Krankheit, sind die Nebenwirkungen der Impfung aus unserer Sicht aber überschaubar und der Nutzen dafür umso größer“, so Dima Anani. „Wer einmal richtig geimpft ist, sprich beide Injektionen erhalten hat, braucht sich in der Regel nicht mehr vor einer Infektion sowie schwerwiegenden Komplikationen zu fürchten und steckt somit auch keine anderen an“, sind sich die beiden Kinderärzte einig.
(Quelle Bild/Text: Rober Koch Institut/FuP Kommunikations-Management GmbH)
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