Viele Projekte wie der Bau einer Immobilie lassen sich meist nicht über die Ersparnisse realisieren, sondern machen eine Finanzierung notwendig. Hier stehen Interessierten viele unterschiedliche Darlehensarten zur Auswahl. Diese eigenen sich für spezielle Projekte und Zielgruppen besonders gut. Während einige sich beispielsweise an Privatpersonen richten, sind andere vor allem für Unternehmen interessant. Es ist deswegen wichtig, die unterschiedlichen Darlehensarten zu kennen, um gezielt suchen und auswählen zu können. Dieser Ratgeber stellt die wichtigsten Darlehensarten und ihre jeweiligen Eigenschaften vor.
Darlehen in unterschiedlichen Lebenssituationen
In unterschiedlichen Lebenssituationen werden jeweils andere Darlehen benötigt. Junge Menschen nehmen beispielsweise einen Studienkredit auf oder leisten sich mit einem Autokredit ihr erstes eigenes Fahrzeug. Nach der Ausbildung oder dem Studium kann es sinnvoll sein, ein Gründerdarlehen aufzunehmen, um ein eigenes Unternehmen zu gründen und eine Geschäftsidee umzusetzen. Es kann allerdings auch sinnvoll sein, zunächst Erfahrungen bei einer Festanstellung zu sammeln, bevor man sich an die Selbstständigkeit wagt.
Viele Menschen entscheiden sich zu dem dafür, einen Immobilienkredit aufzunehmen. Sie möchten sich entweder eine Wunschimmobilie kaufen oder diese komplett neu bauen. Das Leben mit Kind macht ebenfalls eine Menge Geld nötig. So müssen eine Kindereinrichtung besorgt und eine Vorsorge für den Nachwuchs ausgewählt werden. Bis zu ihrer Volljährigkeit kosten Kinder nämlich im Schnitt 120.000 €. Mit einem Darlehen kann hier für finanzielle Flexibilität gesorgt werden.
Endfälliges Darlehen
Bei einem endfälligen Darlehen wird der Darlehensbetrag komplett am Ende der Darlehenszeit zurückgezahlt. Monatliche Raten werden nicht nötig, sondern es werden nur die jeweiligen Zinsen zurückgezahlt. Deren Höhe hängt vom gewählten Zinssatz ab. Je nach Art des endfälligen Darlehens kann dieser fest oder variabel sein. Vor der Auswahl müssen Kreditnehmer die Zinssätze beim Darlehen prüfen, um wirklich das günstigste Angebot zu finden.
Endfällige Darlehen lohnen sich insbesondere bei Zinsdifferenzgeschäften. Man nimmt einen Kredit mit niedrigen Zinsen auf und verleiht das Geld für höhere Zinsen weiter. Ebenso ist es möglich, das Geld in lukrative Projekte zu investieren, die hohe Zinsen abwerfen. Ebenso ist ein endfälliges Darlehen häufig aus steuerlicher Sicht günstig. So können die Darlehenszinsen beispielsweise steuerlich geltend gemacht werden, wenn man mit dem Kapital eine vermietete Immobilie erworben hat.
Nicht zuletzt können mit einem endfälligen Darlehen Projekte finanziert werden, ohne dass man beispielsweise einen Bausparvertrag oder eine Kapitallebensversicherung auflösen muss. Das Geld, das man nach Fälligkeit der Versicherung oder der Sparvertrags erhält, wird dann zur Rückzahlung der Darlehenssumme genutzt.
Tilgungsdarlehen
Bei einem Tilgungsdarlehen oder Abzahlungsdarlehen zahlen die Darlehensnehmer eine immer konstant hohe Tilgung. Hierdurch verändert sich der Betrag, der monatlich zu zahlen ist, im Laufe der Darlehenszeit kontinuierlich. Das liegt daran dass sich die Zinsen anhand der Restschuld berechnen. Zu Beginn der Darlehenszeit ist die Restschuld noch hoch, weswegen hohe Zinsen anfallen. In Kombination mit der Tilgung ergibt sich so eine recht hohe Monatsrate. Da mit jeder gezahlten Rate die Restschuld sinkt, müssen immer weniger Zinsen gezahlt werden, wodurch die monatliche Belastung abnimmt.
Tilgungsdarlehen bieten eine große finanzielle Sicherheit. Die Darlehensnehmer können vom ersten Tag an genau berechnen, mit welchen monatlichen Belastungen sie rechnen müssen. Hierdurch ist eine große Planbarkeit gegeben und Schwierigkeiten bei den monatlichen Zahlungen werden unwahrscheinlich. Außerdem sorgt die konstant hohe Tilgung dafür, dass sich die Restschuld relativ schnell senkt. Hierdurch fallen kontinuierlich niedrigere Zinsen an, sodass das Tilgungsdarlehen insgesamt recht günstig bleibt.
Abrufdarlehen
Ein Abrufdarlehen ähnelt einem Dispositionskredit, unterscheidet sich von diesem aber dadurch, dass die Darlehenssumme mittels einer festen monatlichen Rate zurückgezahlt wird. Je nachdem, wie gut die Bonität eines Kunden ist, stellt eine Bank oder ein Kreditinstitut eine höhere oder weniger hohe Kreditlinie zur Verfügung. Die Zinsen, die bei einem Abrufdarlehen fällig werden, richten sich nicht am verfügbaren Kapital aus, sondern nur an der tatsächlichen Darlehenssumme, die in Anspruch genommen wird.
Ein großer Vorteil des Abrufdarlehens ist seine Flexibilität. Darlehensnehmer können jederzeit auf das Geld zugreifen, wenn sie es benötigen, müssen dies aber nicht tun. Außerdem kann die Rückzahlung flexibel erfolgen. So ist es im Unterschied zu anderen Darlehensarten möglich, die komplette noch ausstehende Darlehenssumme auf einen Schlag zurückzuzahlen, ohne dass Vorfälligkeitsgebühren anfallen.
Annuitätendarlehen
Ein typisches Merkmal eines Annuitätendarlehens ist, dass die Raten über die gesamte Darlehensdauer hinweg gleich bleiben. Allerdings verändert sich die Ausgangssituation kontinuierlich. Dadurch, dass mit sinkender Restschuld immer weniger Zinsen anfallen, steigt mit jeder Rate der Anteil der Tilgung. Das bedeutet, dass das Darlehen im Verlauf der Darlehenszeit immer schneller zurückgezahlt wird. Hierdurch fallen immer niedrigere Zinsen an, was ein Annuitätendarlehen vergleichsweise günstig macht.
Annuitätendarlehen stehen für eine große Planungssicherheit. Die Darlehensnehmer können genau kalkulieren, da sie exakt wissen, über welchen Zeitraum hinweg sie Raten bezahlen müssen und wie hoch diese ausfallen werden. Insbesondere beim Kauf oder Bau von Immobilien spielen Annuitätendarlehen eine wichtige Rolle. In vielen Fällen einigen sich Kreditgeber und Kreditnehmer bei einem Annuitätendarlehen auf eine Zinsfestschreibung. Das bedeutet, dass für eine Zeitraum von 5, 10, 15 oder sogar 20 Jahren keine Änderungen am Zinssatz vorgenommen werden. Das erhöht ebenfalls die Planungssicherheit, macht eine Umschuldung jedoch schwer. Wer nämlich ein Annuitätendarlehen vor dem Ende der Zinsfestschreibung zurückzahlen möchte, muss in der Regel Vorfälligkeitsgebühren bezahlen.
Forward-Darlehen
Bei einem Forward-Darlehen sichert man sich zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Darlehen, die Auszahlung erfolgt aber erst deutlich später. Üblicherweise wird die Darlehenssumme 36 Monate nach Antragstellung ausgezahlt. In der Zeit bis zur Auszahlung müssen keinerlei Bereitstellungsgebühren oder Zinsen gezahlt werden. Dafür kann es schon einmal vorkommen, dass Banken und Kreditinstitute etwas höhere Zinsen verlangen, als am Markt üblich, meist um 0,5-1,0%. Ob sich das für die Kreditnehmer lohnt, muss im Einzelfall genau nachgerechnet werden.
Forward-Darlehen eignen sich für alle, die in nicht allzu ferner Zukunft Projekte wie einen Immobilienbau realisieren möchten. Sie können sich vergleichsweise günstige Marktzinsen langfristig sichern und müssen tatsächlich erst dann Geld bezahlen, wenn die Darlehenssumme ausgezahlt wird. Wie bei allen Darlehensformen sollte auch hier genau verglichen werden, um ein wirklich günstiges Angebot zu finden.
Nachrangdarlehen
Nachrangdarlehen entsprechen üblicherweise Annuitätendarlehen, der Unterschied kommt dann zum Tragen, wenn der Kreditnehmer insolvent geht. In diesem Fall wird das Darlehen nachrangig behandelt und die Forderungen anderer Gläubiger zunächst befriedigt. Üblicherweise werden Nachrangdarlehen an Unternehmen vergeben, die damit ihr Wachstum vorantreiben möchten. Diese bekommen das Darlehen in der Regel ohne Sicherheiten gewährt, weswegen die Banken und Kreditinstitute häufig recht hohe Kreditzinsen verlangen. Ob sich ein Nachrangdarlehen für das eigene Unternehmen lohnt, muss daher genau geprüft werden.
Laufzeitzinsdarlehen
Bei einem Laufzeitzinsdarlehen rechnen die Banken und Kreditinstitute bei der Kreditaufnahme die Zinsen, die während der gesamten Laufzeit anfallen werden zum Darlehensbetrag hinzu. Die Darlehensnehmer wissen dann von Anfang an ganz genau, wie viel Geld sie für das Darlehen ausgeben müssen. Außerdem erleichtert sich durch dieses Vorgehen die Rückzahlung des Darlehens. Da der Darlehensbetrag feststeht und keine schwankenden Zinsen berücksichtigt werden müssen, ist es möglich, gleichbleibend immer dieselbe Rate zu bezahlen und hierdurch einen guten Überblick über die eigenen Finanzen zu behalten.
Partiarisches Darlehen
Bei einem partiarischen Darlehen erfolgt keine Tilgung des Darlehens über Raten, sondern die Darlehensgeber werden am Umsatz oder Gewinn eines Unternehmens beteiligt. Grundsätzlich ist es möglich, zusätzlich einen Zinssatz zu vereinbaren, der Schwerpunkt der Rückzahlung liegt aber bei den Umsätzen beziehungsweise Gewinnen. Da Kreditnehmer und Kreditgeber keinen gemeinsamen Zweck besitzen, ist das partiarische Darlehen keine stille Gesellschaft.
Bei einem partiarischen Darlehen liegen oft verschiedene Merkmale vor. Häufig besitzen die Darlehensnehmer Kreditsicherheiten und vereinbaren zusätzlich zur Gewinnbeteiligung einen Festzins. Außerdem sollte eine Abtretungsbefugnis vorliegen, eine Kündigungsmöglichkeit jederzeit gegeben sein und eine Verlustbeteiligung ebenso ausgeschlossen werden wie eine Einflussnahme. Aufgrund der besonderen Beschaffenheit des partiarischen Darlehens eignet es sich ausschließlich für Unternehmen.
Massedarlehen
Massedarlehen kommen bei Insolvenzverfahren zum Einsatz. Sie werden von einem Insolvenzverwalter aufgenommen, um den Geschäftsbetrieb des jeweiligen Unternehmens weiterführen zu können. Alle Verbindlichkeiten, die für ein insolventes Unternehmen aufgenommen werden, zählen somit zu den Masseverbindlichkeiten beziehungsweise Massedarlehen. Die Massedarlehen sind gegenüber den Forderungen anderer Gläubiger privilegiert. Sie werden somit zuerst befriedigt und müssen sich nicht an der Insolvenzquote orientieren.
Rollierendes Geldmarktdarlehen
Ein rollierendes Geldmarktdarlehen oder Roll-over-Kredit wird mittel- bis langfristig vergeben. Die Darlehensnehmer bekommen die Darlehenssumme ausgezahlt und müssen diese bis zum Ablauf eines klar definierten Zinsbindungsrahmens zurückzahlen. Dies kann flexibel und nach eigenem Ermessen geschehen, solange zum festgelegten Termin die Summe zurückgezahlt ist.
Eine Stärke von rollierenden Geldmarktdarlehen besteht darin, dass man sie vergleichsweise schnell bekommt. Wer zeitnah auf Kapital angewiesen ist, profitiert somit von dieser Darlehensart. Ebenso ist es möglich, das Geld schnell und ohne Gebühren zurückzuzahlen. Somit ist es möglich, die Zinskosten gering zu halten. Wie hoch diese ausfallen, hängt vor allem von den aktuellen Geldmarktzinsen ab. An diesen orientieren sich die Darlehensgeber nämlich bei der Vergabe.
Fazit
Wer Kapital benötigt, hat die Wahl zwischen ganz unterschiedlichen Darlehensformen. Welche sich für die individuellen Zielsetzungen eignen, hängt davon ab, in welche Projekte man das Geld stecken möchte. So gibt es Annuitätendarlehen, die sich unter anderem an Privatpersonen richten, und Nachrangdarlehen, die vor allem für Unternehmen interessant sind. Es ist wichtig, nicht nur die verschiedenen Darlehensformen in den Blick zu nehmen, sondern auch einen umfassenden Anbietervergleich durchzuführen. Nur so ist es möglich, ein Darlehen zu finden, das zu den eigenen Zielsetzungen passt und wirklich günstig ist. Deswegen sollten sich Darlehensnehmer genug Zeit für den Vergleich nehmen und keine Entscheidungen unter Zeitdruck treffen.
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