Welche Vorsorgeuntersuchung in der Schwangerschaft ist sinnvoll?
Jede werdende Mutter macht sich Gedanken um das, was sich sich da im ihrem Bauch entwickelt. Wird es ein gesundes Kind? Und bereits bei der ersten Ultraschalluntersuchung wird Ihnen der Arzt Zusatzuntersuchungen anbieten.
Windpocken, Maser, Down-Syndrom, Toxoplasmose - Der Frauenarzt wird Ihnen zahlreiche Tests während der Schwangerschaft anbieten. Medizinchecks, die Sie selbst bezahlen müssen, jedoch oft nur trügerische Sicherheit bieten. Lukrativ für den Mediziner, doch ob es Ihnen und Ihrem Baby hilft ist teilweise umstritten. Auch die Testergebnisse sind oft nicht leicht zu verstehen. Nachfolgend ein kleiner Überblick:
Schwangerschaftsdiabetes
Der Test erfolgt in zwei Schritten: Erst wird der Blutzuckerspiegel der Schwangeren nach der Gabe einer Lösung mit 50g Glukose gemessen. Bei auffälligem Ergebnis, soll ein zweiter Test folgen, bei dem der Blutzuckerspiegel der Schwangeren zunächst nüchtern und dann ein und zwei Stunden nach Aufnahme von 75g Glukose gemessen wird.
Das zweistufige Verfahren ist in den Mutterschaftsrichtlinien verankert. Nach langen Diskussionen ist seit März 2012 ein Blutzucker-Suchtest zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche verbindlich als Kassenleistung definiert. Schwangere können die Rechnungen bei der Kasse einreichen. Doch einige Frauenärzte empfehlen der Schwangeren gleich den 75g-Test als Selbstzahler zu wählen und auf den "billigen" 50g-Test zu verzichten.
Ringelröteln
Es ist ein Antikörper-Suchtest auf das Parvovirus B19, das die Kinderkrankheit Ringelröteln auslöst. Schwangere stecken sich nur selten an, denn 60 bis 70 Prozent sind dagegen bereits immun. Das Risiko einer Übertragung auf das Baby beträgt rund 30 Prozent, dann drohen Wasseransammlungen im Körper des Fötus, Schädigungen von Leber oder Herz oder der Fruchttod.
Auch hier ein Problem: Nach der Diagnose von Ringelröteln gibt es keine zugelassene Therapie und damit ist der Test wenig sinnvoll, so der Berufsverband der Frauenärzte. Ohne begründeten Verdacht auf eine Infektion kosten Sie der Test ca. 25 Euro.
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Windpocken
Ebenfalls ein Antikörper-Suchtest auf die Windpocken auslösende Varizellen. Varizellen können in der frühen Schwangerschaft sehr selten zu Fehlbildungen des Fötus und zu einer Fehlgeburt führen. Eine Infektion des Fötus um den Geburtstermin - ebenfalls selten - hat zu 25% Todesfolgen.
Hat eine Frau als Kind Windpocken gehabt, ist sie normalerweise gegen eine Infektion in der Schwangerschaft geschützt. Wurde sie nur gegen Windpocken geimpft, sollte bereits vor der Schwangerschaft auf Antikörper untersucht werden, um die Immunisierung eventuell aufzufrischen. Da es ein Lebendimpfstoff ist, darf aber eine Schwangere nicht geimpft werden.
Sinnvoll ist der Test nur, wenn eine Schwangere ohne Antikörperschutz Kontakt zu einem infizierten Kind hatte. Nach den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) sollte sie innerhalb von 96 Stunden nach dem Kontakt mit einer passiven Immunisierung geimpft werden. Das könne "den Ausbruch einer Erkrankung verhindern oder deutlich abschwächen", so das RKI. Der Test kostet zwischen 15 und 30 Euro, doch nur wenn die Frau zu der beschriebenen Risikogruppe gehört, zahlt die Kasse.
Down-Syndrom - nur eine Risikoanalyse
Hinter dem "Erst-Trimester-Screening" verbergen sich mehrere Untersuchungen, die das Risiko für Chromosomenstörung wie die Trisomien 21 (Down-Syndrom), 18 und 13 einschätzen, aber auch auf Fehlbildungen im Herzen und Gehirn, einen offenen Rücken oder Defekte in der Bauchwand hinweisen können. Dafür messen Frauenärzte, die auf Ultraschall spezialisiert sind, zum einen die Breite der sogenannten Nackentransparenz des Fötus und zum anderen untersuchen sie sein Nasenbein und den Blutfluss im Herzen und analysieren im Blut der Schwangeren die Höhe von Papp-A (Schwangerschaftsassoziiertes Protein A) und des Schwangerschaftshormons ß-HCG.
Aus diesen Ergebnissen und dem Alter der Frau berechnen die Mediziner das Risiko. Je mehr Aspekte in die Berechnung aufgenommen werden, desto genauer ist das Ergebnis. Erfahrene Spezialisten können eine Entdeckungsrate von 96 Prozent vorweisen. Mitunter messen Ärzte aber lediglich die Nackentransparenz. Ist diese auffällig, halten einige Frauen das für ein sicheres Zeichen, dass ihr Kind eine Trisomie hat. Die Ursachen können aber vielfältig und oft tritt dies nur temporär sein. Verunsicherung, die nicht notwendig ist.
Für das Erst-Trimester-Screening gibt es keinen Standardpreise, sie liegen zwischen 150 bis 250 Euro. Die alleinige Untersuchung der Nackentransparenz kostet rund 30 Euro. Ist das Resultat positiv, steht die Schwangere vor der schwierigen Entscheidung, ob sie eine Fruchtwasserpunktion machen lässt - und damit das Risiko einer Fehlgeburt von ca. 1% in Kauf nimmt.
Seit kurzem ist in Deutschland auch ein Bluttest auf Down-Syndrom auf dem Markt. Ein negatives Resultat schließt hingegen nicht mit Sicherheit aus, dass das Kind eine Trisomie hat. "Aber die meisten Frauen sind dadurch deutlich entspannter", sagt Cetin. Dass andere chromosomale Krankheiten trotzdem auftreten, aber während der Schwangerschaft noch nicht entdeckt werden können, ist davon unbenommen.
Umstritten - Test auf Toxoplasmose
Eine erstmalige Infektion mit Toxoplasmose-Erregern in der Schwangerschaft kann für das Baby gefährlich werden. Schwere Schäden bis hin zur Fehlgeburt drohen. Ein erster Test in der Schwangerschaft ermittelt nur, ob die Frau bereits Antikörper gegen Toxoplasmen im Blut hat. Falls nicht, ist sie dagegen nicht immun und Kontrolluntersuchungen müssen folgen. Nur dann kann eine Neuinfektion entdeckt und effektiv mit Antibiotika behandelt werden. Der Test kostet ohne begründeten ca. 15 Euro. Doch ohne begründeten Verdacht sollten Sie den Test kritisch sehen. Es gibt nur wenige aussagekräftige Studien und noch zu wenig ausreichenden Hinweise auf einen Nutzen, erklärt die Barmer GEK.
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Streptokokken B - gefährlich für Neugeborene
Mit einem Abstrich der Scheidenschleimhaut am Ende der Schwangerschaft kann untersucht werden, ob sich Streptokokken der Gruppe B angesiedelt haben. Meist sind die Bakterien harmlos, vor und bei der Geburt aber können sie zu schweren Infektionen des Kindes, von Lungenentzündung bis hin zur Hirnhautentzündung führen. Werden die Bakterien nachgewiesen, so kann eine Frau prophylaktisch Antibiotika schlucken.
Heute diskutieren Frauenärzte, ob eine Reihenuntersuchung aller Frauen sinnvoll ist. In den USA und Kanada wird der Test ausdrücklich empfohlen. Die deutschen Fachgesellschaften empfehlen in einer Richtlinie zur Prophylaxe der Neugeborenensepsis, alle Schwangeren auf Streptokokken B zu untersuchen. Ohne medizinische Begründung kosten Sie der Test für Sie ca. 35 Euro. Einige Krankenkassen prüfen derzeit, ob der Test nicht zum Standard erhoben wird und generell die Kosten dafür übernehmen.
Zytomegalie - keine Therapie möglich
Eine Infektion mit Zytomegalieviren (CMV) erfolgt über Speichel, Blut oder Vaginalflüssigkeit und kann mit Hilfe einer Antikörperbestimmung entdeckt werden. Die Erreger gehört zur Familie der Herpes-Viren und ist meist harmlos. Für Menschen mit geschwächtem Immunsystem allerdings und für Ungeborene kann die Ansteckung gefährlich werden. Organschäden im Gehirn oder an den Augen können die Folgen sein.
Weisen die Testergebnisse darauf hin, dass sich die Frau in der Schwangerschaft neu mit CMV angesteckt hat, muss sie sich entscheiden, ob sie eine Fruchtwasseruntersuchung mit einem Fehlgeburtsrisiko (ca. 1%) machen lassen will. Doch bei Infektion gibt es ein Problem: Eine Therapie mit dem Antivirusmittel Ganciclovir ist in der Schwangerschaft unmöglich. Die Behandlung durch eine passive Immunisierung mit Hilfe von Antikörpern ist bisher nicht zugelassen. Deshalb entscheiden sich Schwangere oft zu einem Abbruch.
Der Test kostet Sie ca. 15 Euro. Doch der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) aus Ärzten und Krankenkassen erklärt, ein CMV-Test werde nicht empfohlen, "weil es bisher keine wirksame Impfung oder Behandlung gibt, die epidemiologischen Daten unvollständig sind, keine Prognose gestellt werden kann, ob und wie sich eine CMV-Infektion auswirken wird, und es keinen Konsens gibt, wie Ärzte vorgehen sollen, wenn eine CMV-Infektion in der Schwangerschaft festgestellt wird."
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(Quelle Bild: istockphoto)
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